In seinem Atelier erschafft Matthias Garff Tiere aus Dingen, die die heutige Wegwerfgesellschaft im Alltag hinterlässt.
In seinem Atelier erschafft Matthias Garff Tiere aus Dingen, die die heutige Wegwerfgesellschaft im Alltag hinterlässt.

Matthias Garff entführt Besucher/-innen in eine einzigartige Tierwelt

Gießkannen, Bierkästen, Bonbonpapier, Topflappen, Koffer, Kokosmatten, Fahrradklingeln – für Matthias Garff wird alles, was die moderne Wegwerfgesellschaft in ihrem Alltag hinterlässt, zum Arbeitsmaterial.

In seiner Ausstellung Wolkenkuckucksheim, die mit der Vernissage am Freitagabend, 13. Oktober 2023, feierlich eröffnet und bis Sonntag, 18. Februar 2024, im Museum im Kleihues-Bau zu sehen sein wird, widmet er sich dem Tier als zentralem Motiv.

Seine Plastiken sind allerdings nicht nur eine ästhetische, kreative Spielerei mit den Materialien. Garff verfolgt mit seiner Kunst ein ernsthaftes Anliegen. Seine Arbeit hinterfragt die Sichtweise des Menschen auf die Natur und seine Abgrenzung von ihr. Sind wir ein Teil der Natur um uns herum, oder nehmen wir eine Sonderposition ein, sind wir ihr gar übergeordnet? Damit die Betrachter/-innen die Vögel als ebenbürtig ansehen, baut Garff sie gerne überlebensgroß.

Auch wenn die Größe seiner Skulpturen nicht immer den realen Ausmaßen entspricht, sind seine Vögel stets bestimmbar: Fischreiher, Grünspecht, Eichelhäher und Rotkehlchen sind in seinem Portfolio zu finden. Viele seiner Tiere sind in Deutschland heimisch. Andere, zum Beispiel den Kolibri oder den Benteveo (zu Deutsch: Schwefelmaskentyrann), entnimmt er dem südamerikanischen Kontext – und damit dem Ort, an dem ein Teil seiner Familie lebt. 

Der Präsenz der Tiere kann sich jedenfalls niemand entziehen. Dass die Amsel beispielsweise aus Gummistiefel, Handschuh und Bunstiften besteht, ist beim Betrachten zunächst nebensächlich. Die Tatsache, dass die Vögel aus den Überbleibseln unserer Gesellschaft entstehen, macht diese Kunstform jedoch besonders brisant. Mit Kopfbedeckungen und Gesichtsfarbe verwandelt sich Garff in Selbstportraits in Kohlmeise oder Buchfink und ergreift so auch ganz persönlich klar Partei für die bedrohten Geschöpfe. Dennoch bleibt er Künstler und ist kein Umweltaktivist.

Auf humorvolle und innovative Art weist Garff auf den augenscheinlich herrschenden Unfrieden zwischen Mensch und Natur hin, ohne jedoch die künstlerische Wirkung seiner Tiere aus den Augen zu verlieren. Das Spiel mit den verschiedensten Materialien ist ihm ebenso wichtig wie der Respekt vor den Bauplänen der Natur. Mit seiner Arbeit, die er zusammen mit dem Biologen und Musiker Dominik Eulberg realisiert hat, verwandelt Matthias Garff den Ausstellungsraum im Kleihues-Bau in eine Tierwelt, die nicht nur visuell, sondern auch akustisch erlebbar sein wird. 

Neben der Vernissage am 13. Oktober 2023 sowie der Finissage am 18. Februar 2024 wird holt ein breites Angebot an Thementagen, Bastelworkshops und Führungen Familien wie auch Fachpublikum gleichermaßen ab. 

ZUR PERSON
Matthias Garff ist ein deutscher Künstler, der 1986 in Solothurn (Schweiz) geboren wurde. Heute lebt und arbeitet er in Leipzig. Er studierte an der Hochschule der Bildenden Künste in Dresden. Garffs Werk befasst sich mit der Darstellung von Tieren und unserem Verhältnis zur Natur. Seine Plastiken baut er aus Fundstücken und Alltagsgegenständen. Die Arbeiten des Künstlers sind in namhaften Sammlungen vertreten – darunter in der des Deutschen Bundestages. 2019 entwickelte er zahlreiche Tierfiguren für die neue Kinderwelt des Jüdischen Museums Berlin.

(Erstellt am 29. September 2023)