Stadtverwaltung zieht positives Fazit aus der Überprüfung der medizinischen Versorgungslage

Bereits seit einigen Jahren, verstärkt jedoch in der Phase der Corona-Pandemie, ist die Thematik "Ärztemangel" immer häufiger in den Fokus des gesellschaftlichen Diskurses gerückt.

Im November 2022 hatte sich auch die FDP-Fraktion des Kornwestheimer Gemeinderates mit einer Anfrage an die Stadtverwaltung gewandt. Ihr Anliegen: Eine Kinderarztpraxis in einer Kommune mit mehr als 34.000 Einwohner/-innen sei zu wenig, die Stadtverwaltung möge "im Rahmen ihrer Möglichkeiten (...) darauf hinwirken, dass für den Landkreis Ludwigsburg und im Speziellen für die Stadt Kornwestheim (...) ein zusätzlicher Arztsitz für die Fachrichtung Kinder- und Jugendmedizin in die Bedarfsplanung aufgenommen wird".

Stabsstelle Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing beleuchtet die Versorgungslage

Mit diesem Themenkomplex hat sich in den vergangenen Wochen die Stabsstelle Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing intensiv auseinandergesetzt. In einem ersten Schritt wurden dabei die Versorgungslage und die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg überprüft.

Diese zeigt auf, dass der Landkreis Ludwigsburg sowohl im haus- als auch im fachärztlichen Bereich nahezu voll versorgt und ausreichend gedeckt ist. Einzig in den Bereichen Psychotherapie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie sind partiell noch Neuansiedlungen von Arztsitzen möglich. Eine Ansiedlung in anderen Bereichen oder die Einstellung zusätzlicher Ärzte/-innen sind momentan unterdessen rechtlich nicht möglich.

Ortsansässige Ärzte/-innen berichten von ihrer aktuellen Situation

Unabhängig davon ist die Stadtverwaltung auch mit den Kornwestheimer Arztpraxen in den Austausch getreten, um sich einen besseren Eindruck von der Versorgungslage – unabhängig von reinen Zahlen und Berechnungen – zu machen. Ende Januar waren daher die ortsansässigen Ärzte/-innen in den Großen Sitzungssaal des Rathauses eingeladen. Dabei zeichnete sich ein einheitliches Bild ab: Die Arbeitsbelastung und die Auslastung in den Praxen seien zwar sehr hoch, bisher könnten jedoch weiterhin alle Patient/-innen versorgt werden. Auch Hausbesuche sind demnach vereinzelt noch umsetzbar.

Allerdings sehen sich auch die Praxen mit einem erhöhten Verwaltungsaufwand konfrontiert. Beispielsweise bündelt die Tatsache, dass Hausärzte/-innen nicht mehr ausschließlich für Überweisungen an Fachärzte sorgen, sondern die Patient/-innen auch telefonisch anmelden müssen, viele Kapazitäten. Gleichzeitig sehen sich die Praxen im Bereich der Medizinischen Fachangestellten mit dem Fachkräftemangel konfrontiert, während das Aufgabenfeld weiterwächst.

Aufgabenfelder wandern in den medizinischen Bereich

Besonders für die Kinderärzte/-innen gilt noch eine weitere Problematik: Bereiche, die früher von Schulsozialarbeiter/-innen und Beratungslehrkräften abgedeckt wurden – zum Beispiel Lernschwächen, Sprachstörungen und Ähnliche –, wandern vermehrt in das Aufgabengebiet der Mediziner/-innen. Zudem müssen Eltern ihre Kita-Kinder nach Krankheiten "gesundmelden", Schulkinder benötigen unterdessen bereits am dritten Tag eine Krankmeldung.

Tatsächlich sieht die Stadtverwaltung an dieser Stelle einen Ansatzpunkt: Nach Rücksprache mit den Schulen und Kindertagesstätten soll nach Lösungen gesucht werden, um hier für Erleichterung in den Arztpraxen zu sorgen. Auch die Schulsozialarbeiter/-innen besprechen derzeit, in welchen Fällen Kontakt zu Schulpsychologischen Beratungsstellen anstatt zu Ärzte/-innen Sinn macht, um die Praxen zu entlasten.

Bilanz fällt überwiegend positiv aus

In Anbetracht der Tatsache, dass in keiner Praxis ein Aufnahmestopp verhängt wurde, weniger dringliche Termine wie Routineuntersuchungen oder Kontrollen üblicherweise binnen einer oder weniger Wochen abgewickelt werden können, kommt die Stadtverwaltung zu einem überwiegend positiven Fazit. Darüber hinaus sind Praxisschließungen derzeit aufgrund der positiven Altersstruktur innerhalb der Praxen sowie der Tatsache, dass es kaum Einzelpraxen gibt, glücklicherweise kein Thema. Der Austausch, so das Ziel der Beteiligten, soll jedoch fortgeführt werden, damit die Stadtverwaltung in Zukunft im Rahmen ihrer Möglichkeiten frühzeitig unterstützen kann.